Herzog Blaubarts Burg
Oper in einem Akt
Béla Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» ist ein an Symbolen und psychologischen Motiven reiches Kunstwerk, ein «Mysterium in einem Akt».
Wie schon zuvor u. a. Charles Perrault und Ludwig Tieck, nahezu zeitgleich Alfred Döblin und später Max Frisch liess sich der junge Bartók – er war 30 Jahre alt – für seine einzige Oper vom Blaubart-Märchen inspirieren. Dieses erzählt von Judith, die dem geheimnisvollen Blaubart auf seine Burg folgt, wo sie mit ihrem Geliebten in Abgeschiedenheit leben will. Um sein Innerstes zu erblicken, bittet sie ihn, die sieben Türen der Eingangshalle zu öffnen – und wird nach und nach mit einem Panoptikum des Grauens konfrontiert. Hinter den ersten fünf Türen, die den Blick freigeben auf Folterkammer, Waffenkammer, Schatzkammer, Garten und Blaubarts Land, scheint Blut zu kleben. Allen Warnungen zum Trotz, öffnet sie auch die letzten beiden Türen. Hinter der sechsten liegt ein See voller Tränen verborgen.
Aus der siebenten aber treten drei Frauen, die Morgenröte, die Mittagssonne und die Abenddämmerung, hervor – und Judith ist verdammt, von nun an als vierte im Bund der verlorenen Frauen als Dunkelheit der Nacht auf ewig in Herzog Blaubarts Burg zu bleiben.
Unter dem Eindruck von Richard Strauss’ «Also sprach Zarathustra », bei gleichzeitiger intensiver auseinandersetzung mit ungarischer Volks- und Bauernmusik löste sich Bartók in «Herzog Blaubarts Burg» von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur und Mollsystems.
Er schuf um Herzog Blaubart und Judith eine differenzierte Klangwelt, in der das Licht der liebenden Judith immer wieder in der abgrundtiefen Dunkelheit von Blaubarts Burg erstickt wird.
Nach seinem grossen Erfolg mit «Fidelio» in der Spielzeit 2012/13 wird der Regisseur Joachim Schlömer nun «Herzog Blaubarts Burg» in die Grosse Halle der Reitschule versetzen – und die von folkloristischen Melodien und Harmonien geprägten, symphonischen Bilder Bartóks auch visuell erfahrbar machen.