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Do. 25. – So. 28. Juni 2020 / Theater ohne Grenzen

TkkG: Schnauze voll!

Theaterclub U26/Theater kennt keine Grenzen
Hier begegnen sich Jugendliche mit und ohne Migrationserfahrung, um gemeinsam ein Thema zu erarbeiten und es auf die Bühne zu bringen. U26 / TKKG waren einmal zwei Theaterclubs. Nun ist es ein Theaterclub von Junge Bühne Bern in Kooperation mit Marcel Leemann Physical Dance Theater, und der Katholischen Kirche Region Bern, Fachstelle Kinder & Jugend.

Der Plan war: Eine Dinner Party, an der die Weltprobleme diskutiert werden. Die Zuschauenden sehen einen Haufen voller Narren, Berufspolitiker*innen, Illuminati, Hippies, Aktivist*innen, Kriegsherr*innen, Liebhaber*innen, Religiöse, die zusammen reden, argumentieren, lamentieren, streiten, sich zuhören, Weltprobleme gemeinsam lösen.

Dann kam Corona und die Welt beginnt sich neu zu drehen. Und alle stellen sich neue Fragen.Was ist, wenn Sie sich auf eine Vereinbarung einlassen und es völlig anders wird?
Was ist, wenn Sie mit all Ihren Gedanken und Ambitionen alleine sind?
Was ist, wenn Sie nicht mehr mit Freund und Feind sprechen können?
Was ist, wenn es kein Gegenüber gibt, das physisch anwesend ist?
Was ist, wenn Sie Menschen nicht mehr riechen, hören und fühlen können?
Was ist, wenn sich Minuten wie Stunden, Stunden wie Tage, Tage wie Wochen, Wochen wie Monate und Monate wie Jahre anfühlen?
Was ist, wenn Sie einfach alleine sind und alles in Stille versinkt?

Das Theaterprojekt wird zum Film.
Ausgehend von den Bestimmungen des BAG, dass Gruppen nicht mehr zusammen arbeiten dürfen, entschliesst sich TKKG die einzelnen Spieler*innen alleine in einem als Dinner Party vorbereiteten Konferenzraum eintreten zu lassen und sie dabei zu filmen, wie sie mit dieser unvorbereiteten Situation als Individuum und auch als Vertreter *in einer Gruppierung umgehen.

Schnauze voll ist eine Komposition bestehend aus Solos von jungen Menschen aus Europa, dem nahen/mittleren Osten und Südamerika. Migrant*innen, Asylsuchende, Schweizer*innen, alle zusammen versuchen etwas zu der Veränderung der Welt gemeinsam beizutragen... um dann an einem Virus zu scheitern, weil niemand da war.

Und es verändert sich weiter. TkkG kann zurück in den Proberaum und schliesslich doch vors Publikum:

Do, 25. Juni 20 Uhr
Fr, 26. Juni 10 Uhr
Fr, 26. Juni 20 Uhr
Sa, 27. Juni 20 Uhr

Nur Barzahlung möglich.
Reservation erforderlich!

Zum Film:

Am Anfang steht eine fast schon klassische Theateridee: Eingebettet in das Setting einer Dinner Party sollen die Schauspieler*innen der Jungen Bühne Bern für das Stück «Schnauze voll» in die Rolle von Berufspolitiker*innen, Hippies, Aktivist*innen, Religiöse, Kriegsherr*innen etc. schlüpfen, um sich kollektiv an fünf ausgewählten Weltproblemen zu reiben und abzuarbeiten – eine Art UNO-Konferenz en miniature also. Man beginnt, gemeinsam eine Textgrundlage zu skizzieren, laboriert an der Dramaturgie des Stücks und fängt an, sich Gedanken über basale Theaterdinge wie die Beleuchtungstechniken zu machen.

Dann kommt das Virus.

Business as usual ist nicht mehr möglich, auch Dinner Partys im Theater fallen unter das Versammlungsverbot. Über das geplante Stück hängt ein Damoklesschwert. Das Altbewährte verflüchtigt sich notgedrungen, etwas Neues muss in Stand gesetzt werden. An der Ursprungsidee des Stücks wird festgehalten, mit der Konstellation wagt man sich aber auf ein Experimentierfeld: Statt im Kollektiv auf die Bühnenaufführungen hin zu proben, sollen die Schauspieler*innen ganz allein, ohne jeglichen Kontakt mit ihren Theaterkollegen bzw. weiteren Dinner Gästen, die Party betreten – und dabei gefilmt werden. Dass wenig Zeit für die Textvorbereitung blieb, dass die einzelnen Schauspieler*innen improvisierend auf die vorgefundene Raumausstattung reagieren müssen, überhaupt: dass jetzt viel mehr Werden und Spontaneität als Sein und Inszenierung gefragt ist, gerade darin liegt der Reiz der Versuchsanordnung.

Resultat des Experiments ist ein aufwühlender Film, der aus dem mehrstündigem Videomaterial mit hartem Schnitt montiert wurde. Die Antwortversuche der Schauspieler*innen auf das geschlossene Alleinsein wird im Film rau und kompakt ausgebreitet. Für den Schnitt ist der aufstrebende Star am Berner Kulturhimmel, Lukas Schenk, verantwortlich.