Wilhelm Tell
WILHELM TELL ALS STUMMFILM
Nach dem Ersten Weltkrieg sind zwei (stumme) Filmversionen von „Wilhelm Tell“ erschienen. Ein etwas unbedarfter Versuch der Tellspielgesellschaft Altdorf, der vorwiegend in Schulen und Wanderkinos gezeigt wurde und das um einiges anspruchsvollere Unternehmen aus Deutschland. Dieses wurde verantwortet von engen Mitarbeitern des grossen Theatermannes Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Frei nach Schillers Schauspiel und mit eigenen Zutaten – Gessler als Zentralfigur à la Mephisto – wird die bekannte Geschichte nacherzählt. Das theatralische Moment dominiert, zumal bei den zum Teil sehr prominenten Schauspielern.
MUSIK
Armin Brunner greift in seiner Filmmusik auf die musikalische Collage-Technik der frühen Stummfilmzeit zurück. Der höfischen Atmosphäre bei den Habsburgern und bei Gessler ordnet Brunner Vivaldi-Musik zu. Für die Szenen mit den Eidgenossen verwendet er Motive aus Othmar Schoecks «Sommernacht», aber auch zitatweise Volkslieder und andere «heimatliche» Klänge.
In den aktionsreichen Szenen finden sich Anklänge an Strawinskys „Sacre“. Weiter kommen vor: Themen und Themenfragmente aus Werken von Arvo Pärt, Arthur Honegger, Dimitri Schostakowitsch. Im Orchester spielt das Reissnagelklavier (quasi Hackbrett) eine dominierende Rolle.
DAS STUMMFILM-KONZERT
Die Verbindung der live vor der Leinwand gespielten Orchestermusik mit dem dramatischen Geschehen dieser frühen Tell-Verfilmung erzeugt eine faszinierende Wechselwirkung von Bild und Ton, die das packende Geschehen der Tell-Legende unmittelbar gegenwärtig und zugleich zeitlos erscheinen lässt.